Definition: GTI-Treffen

Granit-Golf (2011)
Das GTI-Treffen ist eines der weltweit größten VW-Treffen. Es findet seit 1982 jeweils für vier Tage
(beginnend mit dem Mittwoch vor Christi Himmelfahrt bis zum darauf folgenden Samstag) im
österreichischen Reifnitz am Wörthersee statt. Die Veranstaltung hat mittlerweile bis zu 200.000
Besucher. Der VW-Konzern tritt dabei als offizieller Sponsor auf. Für die Region stellt das GTI-Treffen
einen gewichtigen Faktor im Fremdenverkehr dar. Es entwickelte im Laufe der Jahre eine starke
Eigendynamik und einen ausgeprägten Volksfest-Charakter.
VW Golf I GTI
Das GTI-Treffen wurde 1982 von Erwin Neuwirth mit unter 100 Teilnehmern ins Leben gerufen.
Neuwirth unterhielt damals einen gastronomischen Betrieb in Reifnitz und hatte mit seiner Initiative vor
allem die Belebung der touristischen Vorsaison im Auge. Veranstalter war – und ist bis heute – die
Gemeinde Reifnitz/Maria Wörth, damals unter Führung des Oberbürgermeisters Nikolaus Lanner.
1983 konnte der Automobilkonstrukteur Ernst Fiala als Redner gewonnen werden. Es folgten weitere
bekannte Persönlichkeiten, so beispielsweise 1985 Niki Lauda.
1987 erhielt Reifnitz mit dem Granit-GTI ein Denkmal. Dazu wurde aus Südschweden ein Fels
importiert, aus dem in Wolfsburg junge Steinmetz-Lehrlinge im Maßstab 1:1 einen Golf GTI meißelten.
Im Anschluss wurde das 25 Tonnen schwere Objekt in einem Spezialtransport nach Reifnitz gebracht.
Die offizielle Übergabe durch VW erfolgte durch den damaligen Vorstandsvorsitzenden Carl Hahn.
Die Veranstaltung wuchs jedoch schnell über das für die kleine Gemeinde Reifnitz tragbare Maß
hinaus. Anfang der 90er Jahre kam es zu diversen Ausschreitungen insbesondere jugendlicher GTIFans.
Die Folge waren vor allem Sachbeschädigungen. Politik und Wirtschaft, aber auch das
Volkswagenwerk, das das GTI-Treffen zunächst stark unterstützt hatte, befürchteten Imageverluste. In
der Folge wurde das Treffen drei Mal abgesagt. Die GTI-Freunde kamen aber trotzdem und feierten
jetzt besonders ausgelassen. 1996 besann man sich – regelrecht zwangsläufig – einer anderen
Strategie und veranstaltete von nun an wieder das offizielle GTI-Treffen. Diverse Versuche über die
Jahrzehnte, die Lage immer wieder neu zu beruhigen, indem die Veranstaltung zuerst in
Saisoneröffnung, dann in Auto News (aktuelle offizielle Bezeichnung) umbenannt wurde, scheiterten.
Im Volksmund blieb es beim GTI-Treffen.
Gehörte es anfangs ausschließlich zum guten Ton, im Golf GTI die Veranstaltung zu besuchen,
änderte sich dies über die Jahre: Das Volksfest entwickelte sich zum regelrechten Volkswagen-Fest.
Tuning- und Oldtimer-Fans fanden sich mit nahezu allen Fahrzeugtypen in Reifnitz ein, die jemals
unter Konzernflagge produziert worden waren.
Der VW-Konzern als Sponsor
Diese Entwicklung veranlasste auch den Volkswagen-Konzern, sich ab 2006 wieder zu engagieren.
2006 nahmen auch Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn das erste Mal teil. Von nun an wurde
jedes Jahr ein Millionen-Budget für den Aufbau einer gewaltigen Veranstaltungsbühne und für
Ausstellungsflächen bereitgestellt. Hier wurden musikalische Highlights und aktuelle Kfz-Modelle
präsentiert. 2008 spielten z.B. Die fantastischen Vier live in Reifnitz, 2009 DJ Ötzi, 2010 trat Peter
Maffay auf.
Für viele der echten Fans ist heute jedoch weniger der offizielle Teil der Veranstaltung interessant. Sie
fahren bereits eine Woche vor der Event-Eröffnung zum Wörthersee und feiern unter ihresgleichen,
sodass der Fremdenverkehr bis zu 14 Tage vom Ansturm der Fans profitiert. Andere treffen sich ein
zweites Mal im September am Wörthersee zum Saisonabschluss der jährlichen Autotreffen.
Die veranstaltende Gemeinde
Bis einschließlich 1997 verantwortete Nikolaus Lanner von Seiten der Region die jährlichen Treffen.
1998 wurde Adolf Stark als Gemeindeoberhaupt gewählt, der dieses Amt bis heute innehat. Ende
2011 kündigte dieser an, das GTI-Treffen zukünftig nicht mehr veranstalten zu wollen. Die
Organisation sollte an eine Agentur ausgelagert werden. Nach einer ergebnislosen Ausschreibung
und turbulenten Gemeindesitzungen werden jedoch bis auf Weiteres die Treffen auch zukünftig von
der Gemeinde Reifnitz/Maria Wörth organisiert.
Kritik
Auch wenn das Treffen mittlerweile seinen festen Platz im Tourismusgeschehen der Region hat, ist es
nicht unumstritten. Die Veranstaltung bringt die Region Wörthersee auch heute noch stark an ihre
logistischen Grenzen. Das liegt zum einen entscheidend an den geografischen Gegebenheiten: Es
gibt nur drei Straßen, die in den Ort am See führen, die Zugangs- bzw. Ausfahrtsstraße ist
erschwerend direkt am Ufer gelegen. Das hat zur Folge, dass – gemessen an den
Gesamtbesucherzahlen – nur eine begrenzte Anzahl an Autos in den Ort hineinfahren kann.
Mittlerweile ist diese auf 5.000 Stück pro Veranstaltung begrenzt. Limitiert wird über Tickets (inkludiert
ist ein Gastgeschenk: zum 30-jährigen Jubiläum erhielten die Fans 2011 ein Buch zur Geschichte des
GTI-Treffens, geschrieben vom Journalisten Helmut Horn, mit einem Vorwort von Ferdinand Piëch),
die im Vorfeld gekauft und an den drei Straßensperren vorgezeigt werden müssen. Besucher zu Fuß
dürfen in unbegrenzter Zahl die Veranstaltung besuchen, werden aber bereits seit einigen Jahren
auch zur Kasse gebeten.
Zum anderen bringen zwischen 150.000 und 200.000 feiernde Besucher Lärm und Müllberge mit sich.
Jede Nacht wird die Stadtreinigung aktiv und leistet umfangreiche Aufräumarbeiten. Dies bedeutet
einen hohen logistischen und organisatorischen Aufwand.
Bereits Wochen vor, aber auch nach der Veranstaltung werden Anwohner und Kurgäste durch Lärm
und Unruhe beim Auf- und Abbau der Bühne und Ausstellungsflächen gestört. 2009 wurde von VWSeite,
um Platz für die Aussteller und deren Equipment zu schaffen, kurzerhand das Hotel Marietta
erworben und vollständig abgerissen; 2011 installierte VW eine schwimmende Insel mit Restauration
im See, die zudem als Präsentationsfläche für den neuen Beetle diente.
Kritiker aus Reifnitz und den angrenzenden Gemeinden befürchten, dass Kurgäste und Touristen
durch diese Geschehnisse dauerhaft fernbleiben, die der Umgebung und der Erholung wegen den
Wörthersee besuchen.